Amazon & Umsatzsteuer I Lesezeit: 4 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 11. November 2025

Müssen Amazon-Händler USt-IDs prüfen?

Ja – und zwar regelmäßig. Schon eine ungültige USt-ID kann tausende Euro kosten. Ohne dokumentierte Prüfung drohen Nachzahlungen, Strafen und Ärger bei Betriebsprüfungen. Wichtig: OSS ersetzt die USt-ID-Prüfung nicht
E-Commerce-Händlerin überprüft Amazon Pan-EU Lagerbestände und Umsatzsteuer-Daten im Büro

1. Warum Amazon-Händler besonders betroffen sind

Mit PAN-EU oder CEE wächst dein Geschäft über Ländergrenzen hinaus – gleichzeitig entstehen steuerliche Pflichten: mehr Lagerstandorte = mehr USt-IDs im Umlauf.

Amazon-Händler haben oft tausende B2B-Transaktionen pro Monat. Schon eine einzige ungültige USt-ID kann Lieferungen rückwirkend steuerpflichtig machen. Weil Händler mit hohem Umsatz im Fokus der Finanzbehörden stehen, sind regelmäßige Prüfungen mit Nachweis unverzichtbar.

2. Wie funktioniert die USt-ID-Prüfung bei PAN-EU?

Wer PAN-EU oder CEE nutzt, muss jede relevante USt-ID im EU-VIES-System prüfen und die Ergebnisse dokumentieren. Ohne Protokoll gilt die Prüfung als nicht erfolgt.

Der Ablauf ohne Automatisierung

Jede einzelne USt-ID muss manuell im VIES-System der EU geprüft werden.
Die Prüfung ist regelmäßig vorgeschrieben und die Ergebnisse müssen dokumentiert werden.
Bei jedem neuen Lagerstandort kommt eine weitere USt-ID hinzu.

2.1. Warum das schnell zur Belastung wird

Ein Händler mit fünf Lagerländern verwaltet bereits mehrere USt-IDs. Jede davon muss regelmäßig kontrolliert und dokumentiert werden.

Beispiel:Bei einem Monatsumsatz von 100.000 € nach Polen führt eine ungültige USt-ID zu 23.000 € Nachzahlung (23 % polnische MwSt). Über drei Monate wären das schon 69.000 € plus Zinsen.

3. Welche Rolle spielt OSS bei der USt-ID-Prüfung?

Viele Amazon-Händler verlassen sich ausschließlich auf OSS und prüfen keine USt-IDs mehr.

Das Problem: Spätestens bei einer Betriebsprüfung stellt das Finanzamt fest, dass keine gültigen Prüfprotokolle vorliegen und fordert Nachzahlungen.

Beispiel: Ein Händler meldet seine Umsätze korrekt über OSS, dokumentiert aber keine USt-ID-Prüfungen. Ergebnis: Steuerfreie Lieferungen werden rückwirkend aberkannt.

Häufige Irrtümer:

  • OSS ersetzt die USt-ID-Prüfung
  • Amazon prüft IDs automatisch
  • Business Prime = gültige USt-ID

Gerade bei B2B-Lieferungen bleibt die Prüfpflicht bestehen. Ohne gültigen Nachweis können steuerfreie Lieferungen rückwirkend aberkannt werden.

3.1 Der Unterschied zwischen OSS und USt-ID-Prüfung

OSS vereinfacht die Meldung von Fernverkäufen an Privatkunden. Die Prüfpflicht für B2B-Geschäfte bleibt davon unberührt. Das steht in § 18a UStG – und das Finanzamt kennt diesen Paragraphen sehr genau.

Viele Händler verwechseln das. Sie denken, mit OSS wäre alles erledigt. Aber OSS deckt nur B2C-Verkäufe ab. Sobald ein Geschäftskunde eine USt-ID angibt, greift die alte Regelung: Du musst prüfen, dokumentieren und nachweisen können.

Beispiel: Ein Händler meldet seine Umsätze korrekt über OSS, dokumentiert aber keine USt-ID-Prüfungen. Ergebnis: Steuerfreie Lieferungen werden rückwirkend aberkannt.

4. Die teuersten USt-ID-Fehler bei Amazon FBA

Viele Amazon-Händler unterschätzen, wie streng die Finanzbehörden bei der USt-ID-Prüfung kontrollieren. Schon kleine Versäumnisse können enorme finanzielle Folgen haben.

Beispiel: Ein PAN-EU-Händler aus München mit 127.000€ Monatsumsatz musste 23.000€ nachzahlen, weil die USt-ID eines polnischen B2B-Kunden seit drei Monaten ungültig war. Die Prüfung hätte 10 Sekunden gedauert.

Typische Fehler:

Keine regelmäßige Prüfung: Einmalige Checks reichen nicht
Fehlende Dokumentation: Ohne Nachweis gilt jede Lieferung als steuerpflichtig
Falsche Annahmen: "Business Prime" ≠ gültige USt-ID

Was du jetzt tun solltest:

Um teure Nachzahlungen zu vermeiden, solltest du alle B2B-Kunden mindestens quartalsweise prüfen und die Ergebnisse sauber dokumentieren. Mit unserem kostenlosen Tool kannst du sogar mehrere USt-IDs auf einmal validieren – das spart bei größeren Kundenstämmen erheblich Zeit.

→ USt-IDs jetzt kostenlos prüfen

5. Die fünf häufigsten Fallen

Die Brexit-Falle trifft immer noch viele Händler. UK-Firmen brauchen für Nordirland eine XI-Nummer. Die alten GB-Nummern sind seit 2021 ungültig. Trotzdem tauchen sie noch in 40 Prozent aller UK-Transaktionen auf. Bei einer ungültigen Nummer zahlst du 20 Prozent britische Mehrwertsteuer nach.

Ungarn hat den höchsten Steuersatz der EU. 27 Prozent. Wenn die USt-ID nicht stimmt, wird dieser Satz auf den kompletten Betrag fällig. Eine 50.000-Euro-Lieferung kostet dann 13.500 Euro extra.

Insolvenzen kommen oft überraschend. Die USt-ID erlischt automatisch, aber niemand informiert dich. Besonders in Polen und Tschechien ist die Insolvenzquote hoch. Ohne regelmäßige Prüfung merkst du es erst, wenn das Finanzamt anklopft.

Business Prime ist keine USt-ID-Prüfung. Amazon verifiziert zwar Geschäftskunden, prüft aber nicht deren Steuernummer. Das Badge sagt nichts über die Gültigkeit der USt-ID aus.

Das VAT Calculation Service prüft auch nicht. Es berechnet nur Steuern, validiert aber keine Kundendaten. Die Prüfpflicht bleibt bei dir.

6. Was kostet welche Prüfmethode?

Die manuelle VIES-Abfrage kostet nichts außer Zeit. Bei 100 USt-IDs brauchst du etwa zwei Stunden pro Monat. Der Nachweis ist rechtssicher, wenn du Screenshots speicherst.

Excel-Listen sind fehleranfällig. Eine falsche Formel, ein Tippfehler – schon ist die Prüfung wertlos. Vier Stunden Arbeit für ein unsicheres Ergebnis.Steuerberater nehmen etwa 150 Euro pro Monat für die Prüfung. Bei größeren Mengen wird es teurer.

Prüfmethode Zeitaufwand Direkte Kosten Dokumentation Besonderheiten
Manuell im EU-VIES ≈ 2 Std./Monat (100 IDs) 0 € möglich – Screenshots/PDF manuell Keine Batch-Prüfung; Fehler-/Tipprisiko beim Kopieren
Excel/Listen ≈ 4 Std./Monat (100 IDs) 0 € unsicher – keine offizielle Nachweisdatei Fehleranfällig (Formeln/Eingaben), keine Protokolle
Steuerberater ausgelagert ab ≈ 150 €/Monat (steigt mit Menge) ja – Protokoll/Bestätigung Professionell; planbar, aber teurer bei vielen IDs

Angaben beruhen auf Erfahrungswerten bei ~100 IDs/Monat und können je nach Prozess/Team abweichen.

7. Die rechtliche Grundlage

§ 18a UStG verpflichtet dich zur Prüfung. § 6a Abs. 1 UStG macht die Steuerbefreiung von einer gültigen ID abhängig. Die EU-Durchführungsverordnung Nr. 282/2011 regelt die Details.

Bei Verstößen drohen bis zu 5.000 Euro Strafe pro Fall nach § 26a UStG. Dazu kommen die Steuernachzahlungen.

8. Was du jetzt tun solltest

Prüfe ab sofort alle B2B-Kunden mindestens einmal pro Quartal und dokumentiere die Ergebnisse für das Finanzamt.

Was du jetzt tun solltest:

Um teure Nachzahlungen zu vermeiden, solltest du alle B2B-Kunden mindestens quartalsweise prüfen und die Ergebnisse sauber dokumentieren. Mit unserem kostenlosen Tool kannst du sogar mehrere USt-IDs auf einmal validieren – das spart bei größeren Kundenstämmen erheblich Zeit.

→ USt-IDs jetzt kostenlos prüfen

USt-IDs jetzt kostenlos prüfen

Prüfe mehrere USt-IDs in Sekunden
Grafik mit steigender Kurve und dem Hinweis ‚Internationale Verkäufe +64 %‘ als Erfolgskennzahl für internationale Expansion
Dana Börnke
Dana arbeitet seit 2019 im Bereich Umsatzsteuer im E-Commerce und verantwortet bei countX die B2B-Marketingstrategie.

Häufige Fragen

1. Muss ich als Amazon-Händler USt-IDs prüfen?
Mindestens quartalsweise. Bei viel B2B-Volumen empfehlen Finanzämter jedoch Monats- oder Rolling-Prüfungen – besonders bei PAN-EU und CEE.
2. Wie oft müssen USt-IDs geprüft werden?
Mindestens quartalsweise. Bei viel B2B-Volumen empfehlen Finanzämter jedoch Monats- oder Rolling-Prüfungen – besonders bei PAN-EU und CEE.
3. Reicht OSS aus, wenn ich USt-IDs nicht prüfen möchte?
Nein. OSS gilt nur für B2C-Fernverkäufe. Für B2B-Lieferungen bleibt die Prüfpflicht bestehen – unabhängig davon, ob du OSS nutzt.
4. Prüft Amazon die USt-IDs automatisch?
Nein. Amazon prüft weder bei Business Prime noch bei VAT Calculation Service USt-IDs. Die Verantwortung liegt immer beim Händler.
5. Was passiert bei einer ungültigen USt-ID?
Die Lieferung gilt rückwirkend als steuerpflichtig. Je nach Land fallen 20–27 % Umsatzsteuer plus Zinsen und mögliche Strafen an.
6. Wie kann ich mehrere USt-IDs gleichzeitig prüfen?
Mit spezialisierten Tools wie dem countX USt-ID Checker kannst du mehrere IDs in einem Schritt prüfen und das rechtssichere Protokoll speichern.
7. Warum ist die USt-ID-Prüfung bei PAN-EU so wichtig?
Durch mehrere Lagerländer steigt die Zahl der B2B-Transaktionen und damit das Risiko ungültiger USt-IDs. Das macht regelmäßige Prüfungen unverzichtbar.
8. Was gilt für UK nach dem Brexit?
Für Lieferungen nach Nordirland benötigt der Kunde eine XI-Nummer. Alte GB-Nummern sind nicht gültig und führen zur britischen Umsatzsteuerpflicht.